Ach wie war es doch vordem, in Keuschheitsgürteln unbequem. Die Dinger, wie geformter Stahl war‘n ähnlich einem Marterpfahl. Fürs Ritterweib, das blieb allein, auf Maß, mit Schlosse musst‘ er sein. Zog einst der Ritter in die Schlacht, wurd‘ dieser Gürtel zugemacht. Den Schlüssel nahm er sich dann mit, nachdem verschlossen war der Schritt, damit sein holdes Eheweib, das nur für seinen Zeitvertreib, ihm treu blieb, war er länger weg. Das war des Gürtels Sinn und Zweck. Das arme Weib!
Nun saß das Ding um ihrer Scham, so eng, dass man nicht drunter kam. Das war ihr aber nicht egal, bat um den Schlüssel, manches Mal. Zwar fiel es ihm auch oftmals schwer, doch gab den Schlüssel er nicht her. Der Zweifel stand ihm im Gesicht. Er traut‘ den Argumenten nicht, dass morgens, wenn dem Bett entfleucht, sie doch den Schlüssel sicher bräucht‘, um ihrer Notdurft nach zu geh’n. Das kann man schließlich gut verstehn. Sie könnt‘ sich nicht mal gründlich waschen, geschweige einen Mann vernaschen. Das arme Weib!
Ich weiß bis heut nicht, wie das war.- Das Teil musst‘ rosten, ist mir klar. Beim Wasser lassen wurd‘ es nass, sowie beim Bad im hölzern‘ Fass. Es drückte heftig, wenn man saß, sodass man niemals es vergaß. Auch wenn’s im Leibe hat gegrollt, der selbige Entleerung wollt, dann drängte sich das Einerlei dezent an diesem Ding vorbei. War nun der Mann für Wochen weg, wurd’s sicher rötlich - ach du Schreck. Und obendrein war noch das Schloss, das ständig rieb am Frauenschoß. Das arme Weib!
Doch galt vorzeiten schon die Frau als listig und auch oft sehr schlau. So kam ihr plötzlich was in‘ Sinn… Sie rief den Schmied, den Dietrich, hin und klagte ihm ein bitt‘res Los, dass wund sie sei in ihrem Schoß, Der Gürtel kniff ihr im Gesäß und keinen Schlüssel sie besäß. Sie flehte, drängte ihn sogar, nun um ein zweites Exemplar. Die Tränen flossen wie ein Bach. Der junge Schmied gab gerne nach, derweil ihm dieses Weib gefiel. Auch wenig Mitleid war im Spiel. Das schlaue Weib!
Geschwind hob sie den Rock empor, dem Dietrich sang ein Engelchor. Ganz hurtig war das Schloss geknackt, dicht vor ihm lag das Weib jetzt nackt, gespreizte Beine, gertenschlank. er vor ihr auf die Knie sank, genoss den Anblick, den sie bot und übergroß schien ihm die Not. Er warf den Gürtel hin samt Schloss, küsst’ leidenschaftlich ihren Schoß, worauf sie insgeheim verpicht, denn prüde war sie schließlich nicht. Genau das hatte sie im Sinn ¬- und voller Lust gab sie sich hin. Das listige Weib!
Nachdem sie wieder aufgewacht‘, nach Schäferstunden in der Nacht, fing sie erneut zu klagen an in Furcht vor ihrem Rittersmann. Käm jener heim von großer Schlacht, hätt auch den Schlüssel mitgebracht, würd bald er hören in der Stadt, dass sie ihn doch betrogen hat. Wenn nun kein Gürtel mehr drumrum, brächt‘ er sie sicherlich gleich um. Geschickt der Schmied, den nichts verdross, er schmiedete ein gleiches Schloss. Dem Schlüssel nahm er selbst sich an, wer weiß, ob man ihr trauen kann. Der junge Schmied!
So bot er nun dem jammernd‘ Weib sein‘ Hilfe an, zwecks Zeitvertreib. Ab jenem Tag wurd‘ in der Nacht geküsst, geliebt und viel gelacht. Ging er im Morgengrauen fort, war auch der Gürtel wieder dort, wo er die Treue gut bewacht‘, doch nur am Tag, bis stets nach acht. Und irgendwann war‘s dann geschehn. Man konnt‘ sie blass, fast kränklich sehn, der Bauch geschwollen, dick und rund. Das wurd‘ dem armen Ritter kund. Geschwind ritt er nach Haus zurück, und fand sein Weib im Hoffnungsglück. Der betrogene Ritter!
Er stieß sie in das Schlafgemach, hob hoch den Rock und schaute nach, ob noch des Gürtel’s Schloss am Schoß. Doch fand er’s vor, wie er‘s verschloss. Erfreut darüber war der Tor. Nur kam es sonderbar ihm vor. Rasch wollt er wissen jetzt den Grund, ob auch sein Weib noch sei gesund. Da küsste sie ihn voller Gram, warf schluchzend sich in seinen Arm: „Der Gürtel ist ein Hexenstück, er trägt die Schuld am Missgeschick. Er hat zum Bösen mich verdammt, mir seinen Zauber eingebrannt.“ Das arme Weib!
Der Ritter hat zwar dumm geschaut, doch seinem Weibe gern vertraut. Er warf sogleich im Überdruss, den Keuschheitsgürtel in den Fluss. Und eines Tags im Monat Mai, vernahm er eines Knäbleins Schrei. Nur als er schaut‘ in sein Gesicht, zu seinem Weib verwundert spricht: „Schon komisch, wie der Junge sieht: So blaue Augen, wie vom Schmied.“ Sie lächelte erschöpft ihn an und sprach zu dem betrog‘nen Mann. „Das ist bestimmt nicht sonderbar! Sein Werk doch dieser Gürtel war.“
Und die Moral von der Geschicht‘: Vertraue deinem Weibe nicht! Will dich die Frau betrügen doch, schafft sie‘s selbst durch ein Schlüsselloch.
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