Es war ein lauwarmer Frühlingstag. 
Ich ging auf den Balkon und setzte mich auf einen, für meine Körpergröße viel zu 
kleinen Stuhl. Ich genoss die ersten warmen Sonnenstrahlen. Wie ich es jeden Samstag 
gewohnt war, blätterte ich hastig durch die äußerst dicke Tageszeitung um schnell das 
wichtigste in kürze zu lesen, d.h. schlagzeilenrelevante Informationen aufzunehmen. 
Seltsam das ich es mir immer noch nicht abgewöhnt hatte die Todesanzeigen zu lesen. 
Ich halte gedanklich inne, schaue auf das Geburtsdatum, errechne das Alter, sehe Parallelen 
zu meinen Jahren und versuche aus den Texten die Todesursachen zu erkennen.
Eine Welle des Schauderns durchfährt meinen Körper, wenn der Entschlafene zu jung ist, 
oder es macht sich Erleichterung breit, wenn nur die Normalität,d.h.wenn ein gesegnetes 
Alter erreicht wurde,erkennbar ist.
Doch an diesem Samstagmorgen war es anders. Ich las, ich stutzte, ich las wieder und ein 
eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich lehnte mich zurück, drehte nervös die 
Brille zwischen meinen Fingern der rechten Hand und rieb kräftig mit der linken Hand 
meine Nase, als würde sie schmerzen. Dann setzte ich die Brille wieder auf, beugte mich 
weiter über die aufgeschlagene Zeitung und las, las und las, bis ich die mich prägenden 
Sätze auswendig konnte:
Unser lieber Sohn, Bruder und Vater nahm sich am Dienstagmorgen an der hölzernen Brücke 
am Fluss, für uns alle unfassbar das Leben. Wir fragen WARUM? Vielen Menschen hat er 
geholfen aber ihn hat niemand geholfen! 
Meine Finger waren feucht und auf meiner Stirn spürte ich kalten Schweiß. 
Dienstag. schoss es mir durch Kopf, Dienstag gegen 10.00 Uhr überquerte ich eilig mit einem 
Aktenkoffer in der Hand diese Brücke. War er es oder war er es nicht? Jetzt im nachhinein 
fällt mir auf, das dort ein Mann stand, mit dem Rücken zum Steg, die Ellenbogen auf das 
Geländer gestützt, den Kopf tief nach vorne gebeugt. War er es oder war er es nicht? 
Ich drückte fest meinen Rücken an die Lehne des Stuhles und legte meinen Hinterkopf stützend 
an die Balkonwand. Ich schloss die Augen und reflektierte diesen Augenblick eines Tages noch 
einmal, die Sekunde einer Begegnung die keine Bedeutung hatte. Der Blick für das wesentliche 
ist verlorengegangen, der Tag reduziert sich auf ein paar ereignisreiche Stunden, nicht aber 
auf einen Menschen dem man hätte ansprechen müssen: Ist ihnen nicht gut, kann ich helfen, 
ist etwas mit ihnen? Belanglose Worte, kurz innehalten, kein Blick zur Uhr, nur fragen und 
schauen.
Ich verwarf meine Gedanken und ordnete sie neu. Wo käme ich hin, sollte jeder seltsam sich 
bewegende Mensch meine Aufmerksamkeit erlangen, soviel Stunden hätte kein Tag Mein Beruf 
und meine Termine warten nicht, das Leben zieht im Eiltempo vorüber und der Dauerlauf durch 
den Tag ist unser Schicksal. Ich verwarf und ordnete meine Gedanken abermals erneut, doch 
diesmal blieb mein Kopf leer. Ich quälte mich aus meinem Stuhl, kontrollierte mit einem 
leichten Druck meiner Hand ob die Geldbörse in der Gesäßtasche und das Schlüsselbund sich 
in der linken Hosentasche befand, dann warf ich die Haustür hinter mir krachend ins Schloss. 
Ich stand auf der Straße, die Autos fuhren an mir vorüber, Kinder spielten auf dem Bürgersteig 
und ein Hund bellte. Die Sonne stach unaufhörlich als ich langsam und bedächtig Schritt um 
Schritt mich von meinem Haus entfernte. 
Die Brücke am Fluss war mein Ziel und ich musste einen kleinen Wald durchqueren um sie zu 
erreichen. Dicht standen die Bäume aneinander und spendeten wohltuenden Schatten. 
Ein angenehmer Wind sorgte für das Rauschen der Blätter als wollen sie mir zu rufen: 
Du kommst zu spät. Die Brücke trennt den alten Stadtkern vom neuen. 
Fußgänger und Fahrradfahrer finden dort den kürzesten Weg. Die Brücke wölbt sich in starken 
Bogen nach oben, sodass von der Mitte die Entfernung zum flachen Flussbett gut und gerne acht 
Meter beträgt.
Jeden Tag überquere ich diese Brücke, doch jetzt wo ich sie vor mir sah, wirkte sie wie ein 
gigantisches Monstrum, aber es war die gleiche Brücke, die gleichen Bäume, die gleiche Ruhe 
und doch war es anders. Anders schon deshalb, weil am Fuß der Brücke für mich deutlich 
erkennbar, auf einem gefällten Baum eine junge Frau saß. Ihr langes weißes Kleid war übersät 
mit grünen Flecken, die vom Wiesengrün herrühren konnten. In ihrem langen schwarzen Haaren sah 
ich vielerlei Kletten, kleine Stöckchen und Blätter. Es hatte den Anschein als wäre sie auf 
allen Vieren durch das Gestrüpp gekrochen. Als Mann mit Kennerblick blieb mir allerdings auch 
nicht verborgen, das optisch eine gute Figur auf diesem unpassenden Baumstamm hockte. 
Ich näherte mich dieser Frau und räusperte mich leise. Sie drehte wie in Zeitlupe den Kopf in 
meine Richtung und ich sah Tränen, ein Meer von Tränen. die aus dunklen schwarzen Augen liefen, 
Augen die sich tief in die Höhlen vergraben haben. Tränen vermischten sich mit "Make up" und 
klebten wie Kleie auf den Wangen. Die Mundwinkel waren nach unten gezogen und die Wangenknochen 
vibrierten. Aus einem hübschen feingeschnittenen Gesicht wurde eine traurige Clownerie.
„Kann ich helfen?“ fragte ich und wartete die Antwort erst gar nicht ab. Wie unter Zwang nahm 
ich neben ihr Platz und legte meine Hand auf ihren nackten Unterarm. Ihre Haut war kalt und 
meine Hand muss wie Feuer gewirkt haben, denn sie bebte, zitterte und weinte.„Mein Bruder hat 
sich hier umgebracht“ hauchte sie mir entgegen „und ich weiß nicht warum.“ 
Wieder dieses Warum dachte ich, wieder diese Unwissenheit, wieder diese verrückte Brücke. 
Ich spürte meine Hand nicht mehr, sie lag immer noch auf ihrem Arm. Sollte ich fragen, soll 
ich was sagen und was bitte schön. Ich bin kein Psychologe und kein Pfarrer. 
Ich schwieg und sah sie an.„Warum war niemand zur Stelle als er voller Verzweiflung da oben 
stand.“ 
Ihre Worte waren wie Messerstiche als würde sie erkennen das ich ihn gesehen habe. 
Ich stand auf und schwieg. Nervös fingerte ich die Holzstückchen aus ihrem Haar, 
mit den Fingerkuppen tätschelte ich ihr die Wange und hörte mich heiser sagen: „Gott helfe dir.“ 
Ach du meine Güte, was für ein Satz. Ich bin nicht religiös aber ein guter Satz der vieles zum 
Ausdruck bringt. Er deckt einen heiligen Schleier über alles Unergründliche. 
Eine innere Befriedigung machte sich breit. Ich drehte mich um und schritt langsam von dannen, 
erst mit kleinen Schritten, dann rannte ich schließlich die Brücke empor bis ich kurz auf der 
Mitte zu Stehen kam. "Weiter" rief ich mir zu und ich rannte so schnell ich konnte die andere 
Seite der Brücke nach unten. 
Wieder ein kleiner Wald, wieder das Säuseln des Windes, wieder raus aus dem Schatten ans 
Sonnenlicht. Leben durchfuhr meinen Körper als ich an einer stark befahrenden Straße zu 
stehen kam. Ich sah eine alte Frau, die versuchte die Straße zu überqueren. Arme alte Frau 
was hast du in deinem Leben schon alles erlebt. Ich sah ein Pärchen das sich kräftig stritt. 
"Warum streitet ihr euch" dachte ich, es ist doch so ein herrlicher Tag. 
Ich sah einen Betrunkenen, der sich an einem Laternenpfahl stützte und ich dachte, 
"was hat der wohl für eine Geschichte zu erzählen?" 
Ich sah wieder Kinder spielen und ich sah mich. Meine Wahrnehmung hat sich vergrößert. 
Ich sehe Menschen, Bäume, Gräser, Blumen die Sonne und den Himmel. Eine innere Stimme 
sagt zu mir. "Siehst du Freund, schaue täglich nach links nach rechts, nach oben und 
nach unten und gewinne Erkenntnisse. Vielleicht kannst du in einer entscheidenden Sekunde 
in Lebensschicksale eingreifen". 
Ich nickte zustimmend und die Gedanken traten wieder in geordnete Bahnen. Erkenntnisse 
verblassen, werden von der Zeit überholt.Ich werde morgen wieder Menschen auf der Brücke 
stehen sehen und werde sie nicht ansprechen und ich werde wieder auf dem Balkon Zeitung 
lesen mit oder ohne Überraschungseffekte.
Thats Life - So ist das Leben!